Wer im Alter von 25 Jahren erstmalig an der bipolaren Störung erkrankt...
...hat im statistischen Mittel eine um 9 Jahre verminderte
Lebenserwartung
...verliert 12 Jahre gesunden Lebens
...verliert 14 Jahre normaler beruflicher und familiärer Aktivität!
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Für die manisch-depressive Erkrankung gilt: "Was wir wissen ist ein Tropfen, was wir nicht wissen ein Meer!" - Unter dieser Voraussetzung kann
man die folgenden Informationen sehen.
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Jeder kennt Schwankungen seiner Stimmung. Innerhalb eines bestimmten Ausschlag-Bereiches ist dies vollkommen normal.
Allerdings meinen viele, sie wüssten, was eine Depression ist. Sie seien auch manchmal "depressiv drauf". Dann müsse man sich halt
zusammenreißen.
Aber bei der bipolaren affektiven Störung (= manisch-depressiven Krankheit) geraten diese Ausschläge der Stimmung und des Antriebs weit über das Normalmaß hinaus. Rasch sind sie
mitunter nicht mehr kontrollierbar. Man fällt in eine Depression, die "klinisch" ist, weit über das hinausgeht, was Nichtbetroffene sich
vorstellen können. Oder man wird hypomanisch oder manisch. Der Auschlag ins
(Über-)Euphorische oder Gereizte gerät über die normalen Grenzen hinaus, hält lange an, ist oft inadäquat, geschah ohne nachvollziehbarem Grund.
Aus diesen schweren Episoden kommen die Erkrankten meist nicht ohne ärztliche und psychotherapeutische Hilfe wieder heraus. Selbsthilfe kann
insgesamt eine wichtige Stütze sein.
Die manisch-depressive Krankheit hat oft sehr schlimme Folgen oder Begleiterscheinungen: am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft, im Umgang mit anderen, ...
Sie wird von großem Leidensdruck begleitet.
In schweren depressiven oder Mischzuständen ist die Suizidrate gegenüber der normalen Bevölkerung um das 20fache erhöht.
Auf der anderen Seite haben viele Bipolare in der Literatur, Kunst, Musik Großartiges geleistet und tun dies auch heute (Näheres hierzu im Kapitel "Berühmte Bipolare").
Begriffe, Statistisches, Aufklärung
Bipolare Störung ist der medizinische Name für die manische Depression. Sie ist auch bekannt als bipolare affektive Störung und
manisch-depressive Krankheit. Sie ist eine Stimmungs- und Antriebsstörung, die ungefähr
1% der erwachsenen Bevölkerung betrifft. Sie gehört zur gleichen Familie der Krankheiten (sog. „affektive Störungen“) wie die klinische Depression. Im Gegensatz zur klinischen
Depression, die mehr Frauen als Männer betrifft, scheint die bipolare Störung Männer und Frauen ungefähr gleich häufig zu treffen.
Mit der Dauer der Erkrankung und der Häufigkeit unbehandelter Episoden scheint die Schwere der Krankheit zuzunehmen, wird die Prognose ernster. Etwas 10 Prozent der Betroffenen entwickelt eine
schnelle Phasenfolge (= rapid cycling), die schwer medikamentös in den Griff zu kriegen ist. "Rapid Cycling" (= schnelle Phasenwechsel) ist definiert als mindestens vier
Krankheits-Phasen/Episoden im Jahr. Etwa ein Drittel der Erkrankten erreichen kein symptomfreies Intervall mehr (Residualsymptome, keine Vollremission). Das heißt: Manche Krankheitssymptome
verbleiben auch zwischen den Phasen.
10 bis 15 Prozent der Erkrankten müssen in ihrem Leben mehr als 10 Episoden durchleben. - Und viele Menschen überleben schon die erste oder zweite Depression nicht (Suizid) oder sind danach
arbeitslos, die Partnerschaft ein Schwerbenhaufen.
Ungefähr 40 Prozent der Patienten haben eine weitere psychiatrische Diagnose wie beispielsweise Alkohol-Abhängigkeit oder Angststörung.
Laut Weltgesundheitsorganisation gehören bipolare Störungen zu den zehn Krankheiten, die am meisten zu andauernder Behinderung führen.
Stigmatisierung ist bittere Realität. Die Aufklärung der Öffentlichkeit, oft auch die von Professionellen und Erkrankten steht erst am
Anfang. Diese Website will einen Teil hierfür beitragen.
Sie selber sind bereits Experte für Ihre Krankheit: Sie spüren sie am eigenen Leib, erleben die Folgen. Sie haben hierin Erfahrung. Vieles erfahren sie gemeinsam oder ähnlich wie
Mit-Patienten. Methoden der Gegenstrategien sind für jeden hilfreich und wissenwert, auch wenn sie dann individuell angepasst werden. Aber manches ist anders. Denn jeder Mensch ist einmalig. Und
etwas ganz Besonderes. Psychische Krankheit entfaltet sich - neben allen Definitionskriterien - immer gemäß des Charakters und der Besonderheit jedes Menschen. Gerade bei Bipolaren wirkt ein
Medikament bei dem einen so, bei dem anderen anders, bei manchen gar nicht. Die Ursachen dafür sind unbekannt. Genauso unbekannt wie der Wirkmechanismus z.B. von Lithium, das für die Mehrheit ein
Segen sein kann, bei einem bedeutenden Prozentsatz der Betroffenen aber nicht wirkt. Zum Glück gibt es mittlerweile mehrere Stimmungsstabilisierer.
Aber auch für uns ist es sehr hilfreich, noch mehr über unsere Krankheit in Erfahrung zu bringen. Und die Melodie unserer Erkrankung beeinflussen können. Damit es nicht ein "Tropfen auf einem heißen Stein bleibt"!
Nähere Informationen über...
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Bipolar-I-Störung hier klicken
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Klassifizierung der affektiven Störungen nach dem ICD-10, Stand 2009 hier klicken
Noch mehr über bipolare Störungen erfahren? Link zur Beschreibung der manisch-depressiven Erkrankungen durch die DGBS (Deutsche Gesellschaft für bipolare Störungen): Hier klicken!