Der Leidensdruck Angehöriger wird oft massiv unterschätzt! Hilfsangebote sind leider oft nur für Erkrankte da!
Partner, Eltern, Kinder ... sie alle aber leiden mit, wissen oft nicht ein und aus. Oft sind sie völlig verzweifelt.
Vorschläge:
Denken Sie auch an sich!
Machen Sie sich für einige Stunden frei, machen Sie jeden Tag auch etwas Schönes für sich!
Suchen Sie kompetente Hilfe!
Laden Sie ihre Akkus auf, durch positive Erlebnisse, Besuche bei Freunden!
Suchen Sie Unterstützung, weihen Sie eventuell Familie und Freunde ein.
Bei Freunden "ausheulen"
Lassen Sie sich auf keine langen Diskussionen und Streitereien in Manien ein! Sondern: "Ich brauche meinen Schlaf!"
Versuchen Sie darauf einzuwirken, dass die Kreditkarte bei Manien zu Hause bleibt! - Sichern Sie Geld und Konto!
Sammeln Sie viele Informationen zur bipolaren Störung!
Kinder sind nicht für ihre Eltern verantwortlich!
Seien Sie Kindern von Bipolaren in einer Erkrankungs-Episode eine Stütze und Freund!
Lassen Sie Trauer und Ängste zu, grenzen Sie sich von Schuldzuweisungen ab!
Suchen Sie eigene therapeutische Hilfe!
Unterstützen Sie Ihren Partner bei Gegenstrategien gegen Symptome seiner Krankheit!
Sprechen Sie in gesunden Phasen ihres Partners, Elternteils, Kindes durch, wie bei Selbstgefährdung, Fremdgefähdrung, Nicht-Steuerbarkeit des Verhaltens verfahren werden soll (Notfallplan)!
Zu diesem Punkt suchen wir Erfahrungen und Austausch: Wie kann man vermeiden, dass ein solcher Notfallplan in einer Manie total ignoriert wird?
Lange Zeit wurden Angehörige von Psychiatrie und Psychotherapie als schuldig oder unwichtig ausgegrenzt.
Das ist überholt!
Erstens gibt es immer Wechselbeziehungen zwischen Menschen, die sich nahe sind.
Zweitens ist der Leidensdruck Angehöriger enorm!
Drittens brauchen Angehörige Unterstützung!
Nötig ist ein Trialog zwischen Angehörigen (Partnern, Kindern, Geschwistern, Eltern, Freunden ...) bipolar Erfahrenen und Professionellen (Ärzten, Therapeuten)!
Die Selbsthilfegruppe kann entlastend wirken
Neben der Beratung durch die DGBS (https://dgbs.de/service/dgbs-beratungsangebote) ist der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen für die Beratung oder Empfehlungen zu Medien sehr zu empfehlen (https://www.bapk.de/der-bapk.html).
Zweimal im Monat erscheint ein informativer Newsletter. Entsprechend gibt es auch einen Landesverband in Baden-Württemberg:
"Dass Sie uns informieren, Ernst nehmen und einbeziehen, vor allem bei einer Ersterkrankung, wenn die Welt zusammen bricht"
(Barbara Wagenblast, Angehörigenvertreterin aus Rielasingen-Worblingen)
1. Zweifeln und Verzweifeln - Wochen, Monate, Jahre rätseln, welche Anzeichen noch gesund oder schon krank sind ...
2. Information
3. Sicherheit (im Sinne von Gewissheit) und Zeit des Handelns (Suche nach dem besten Arzt, der besten Klinik)
4. Zeit des Akzeptierens
Raum für Gefühle wie Aggression, Trauer, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit. Manche Angehörige brechen in dieser Phase seelisch zusammen
5. Zeit der Wachsamkeit. Sie dauert ein Leben lang ...
(Barbara Wagenblast)
Kinder brauchen:
Dies kann so aussehen, dass man Kindern bei einer Depression erklärt, dass nicht sie schuld sind an der Herabgestimmtheit, sondern dass dies eine Krankheit ist.
Aufklärung aber nicht übertreiben - altersgemäße "Dosis"!
Wenn dies gewährleistet ist, können Kinder viel kompensieren. Sie vermögen über längere Zeit hinweg die gesunden und die kranken Anteile der Mutter/des Vaters nebenher exisitieren zu lassen.
Wichtig: Kinder sind auf den emotionalen Kontakt angewiesen!
Für Jugendliche: Online-Beratungsangebot für Jugendliche der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke).
Stress zu Hause, in der Schule, in der Liebe?
Und keiner versteht dich?
Hier triffst du Menschen, denen es genauso geht.
Und Fachkräfte, die dir weiterhelfen:
http://www.bke-jugendberatung.de
Das Angebot richtet sich an Jugendliche und junge Volljährige im Alter zwischen 14 und 21 Jahren und ist kostenlos.
Du kannst für deine Anfrage folgende Angebote nutzen:
Angehöriger einer/eines Bipolaren zu sein ist immer wieder eine Gratwanderung. Diese Gratwanderung verläuft zwischen Nähe und Distanz, Eingreifen und Autonomie, übermäßigem Gegenwärtigsein und Vernachlässigung. Vor allem aber geht es um die Balance zwischen der Achtung für die Bedürftigkeit des anderen und für die eigenen Grenzen und Kräfte.
Sie können nur so lange stützen, wie Sie selbst stabil bleiben. Sie können nur hilfreich sein, wenn Sie auf die eigenen Grenzen achten und Überforderung rechtzeitig merken und zu vermeiden suchen.
In Depressionen können Initiative, Selbstvertrauen und Energie so weit
verloren gehen, dass auch einfache Dinge nicht mehr erledigt werden. In der Regel ist es so, dass depressive Menschen nicht wollen, obwohl sie könnten, sondern sie
können nicht wollen, sie können nicht. Vordergründige Ermunterung und Aufforderung, sich doch endlich zusammenzureißen, gehen also am Problem vorbei. Die allgemeinen Maßstäbe sind durch
die Depression außer Kraft gesetzt. Versuchen Sie, Vorwürfe zu vermeiden, und Anforderungen zurückzuschrauben.
In der Manie können Bipolare ansonsten Wesensfremdes tun und sagen, verletzend sein, treffen mitunter törichte Entscheidungungen, sind manchmal nicht mehr geschäftsfähig und schnell gereizt, unterliegen manchmal Fehleinschätzungen der Realität. Machen Sie am besten in krankheitsfreien Intervallen aus, was dann geschehen soll (Kreditkarte übergeben, Entscheidungen und Einkaufsimpulse eine Nacht überschlafen, vor Veröffentlichungen und andefren wichtigen Entscheidungen Freunde um Rat fragen, angenehme oder überzogene Aktivitäten begrenzen, begrenzte Distanz verschaffen, wann Krankenhausaufenthalt, ...).
Geben Sie im Zweifel der Krankheit die Schuld und nicht der Person. Beteiligen Sie Ihren Partner an Ihren Aktivitäten. Helfen Sie da, wo es Ihnen selbst wirklich wichtig ist (z. B. Hygiene, Chaos in der Wohnung), und schreiten Sie da ein oder holen sich Hilfe, wo bipolar Erfahrene nicht mehr steuern können, hilflos den Umweltreizen und inneren Impulsen ausgeliefert sind, wo es bedrohlich wird (Suizidgefahr, Fremdgefährdung). Menschen in Depressionen brauchen vor allem emotionalen Beistand, Präsenz und Mitgefühl. Mitleid zieht nach unten, Mitgefühl nach oben.
Sie können sicher sein, dass Ihr Partner Ihren emotionalen Beistand spürt und schätzt, aber Sie müssen damit rechnen, dass er das nicht äußern und nicht so lebendig wie sonst erwidern kann. Begnügen Sie sich mit kleinen Schritten. Haben Sie Geduld.
(Nach Thomas Bock, leicht verändert und Richtung Manie ergänzt)
Vielleicht hilfreich:
"Urteile nie über einen Menschen ehe du nicht zwei Monde in seinen Mokassins gewandert bist!" (Indianern zugeschriebene Weisheit)
Der ambulante Hospizdienst bietet Trauerbegleitung im Raum Nürtingen an.
Diese ist offen für Menschen, die ihren Lebensgefährten, ein Kind, die Eltern, einen Angehörigen oder einen nahe stehenden Freund verloren haben.
Trauercafé
Das Trauercafé ist eine von Trauerbegleiter*innen ge-
leitete offene Gruppe. Männer und Frauen, die sich mit
ihrer Trauer, ihrem Schmerz und ihren vielen unbeant-
worteten Fragen allein gelassen fühlen, fi nden in diesem
geschützten Raum die Möglichkeit zur Begegnung und
zum Austausch mit anderen Betroffenen. Dadurch kann
gegenseitiges Verständnis und Unterstützung in einer
schwierigen Zeit erfahren werden.
Dienstagscafé im Gemeindezentrum
Versöhnungskirche
Treffpunkt: Breiter Weg 26, 72622 Nürtingen,
erreichbar mit der Buslinie 183, Parkplätze vor Ort
Zeit: dienstags, 15 bis 16.30 Uhr
Sonntagscafé im Bürgerhaus Krone
Treffpunkt: Wendlinger Straße 1,
72622 Nürtingen-Oberensingen
Zeit: sonntags, 15 bis 17 Uhr
Einzelbegleitung
Ambulanter Hospizdienst Nürtingen
Hechinger Straße 12, 72622 Nürtingen
Telefon 070 22.93 27 730
info@hospizdienst-nuertingen.de
Gesprächskreis für Angehörige nach Suizid
Treffpunkt:
Evang. Gemeindehaus, Im Unterbössel 1,
Neckartenzlingen
Begleitung und Kontakt:
Dr. Gerhard Murr, Evang. Theologe, Psychoanalytiker
Telefon: 0 7127.33 044
Manuela Diehl, Krankenschwester und
Notfallseelsorgerin, Telefon: 0711.9183 370
Flyer:
https://www.hospizdienst-nuertingen.de/downloads/trauerflyer_2024_hospizdienst_nuertingen.pdf.
Siehe auch "Umgang mit Suizidgefahr" und "lokale Hilfsadressen".
"Selbsttötung ist unbeschreiblich grausam für diejenigen, die durch ihn vor vollendete Tatsachen gestellt werden ... Für die Hinterbliebenen bedeutet die Selbsttötung den Anfang einer langen, erschütternden Reise, einer Reise unter dem Stern lähmender Fragen ... Die Zurückbleibenden müssen schließlich mit ihren Schuldgefühlen und ihrer Wut fertig werden ... Die meisten fragen sich immer wieder: Warum? Was hätte ich anders machen können? Warum?"
(Kay Redfield Jamison, bipolar erkrankte Psychiaterin, Professorin für Psychiatrie an der "John Hopkins University School of Medicine", in: Kay Redfield
Jamison: Wenn es dunkel wird. Zum Verständnis des Selbstmordes.
München 2000, ISBN 3886807061)
Memento
Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.
Mascha Kaléko